Ein mittelalterliches Buch fasziniert uns auch heute noch,

viele Jahrhunderte nachdem es geschrieben wurde.

Aber warum können wir die Schrift darin überhaupt entziffern?

Das klären wir jetzt bei Zwei Minuten Wissen.

Diese wertvolle Handschrift wurde um das jahr 1000 von

fleißigen Mönchen auf der Bodenseeinsel Reichenau geschrieben.

Die damals, im Mittelalter, vorherrschende Sprache für

die schriftliche Kommunikation war Latein.

Aber warum ist die Schrift, obwohl sie vor über

einem Jahrtausend geschrieben wurde, heute noch so gut lesbar?

Die Erklärung ist einfach: die Schriftart, die ihr hier seht,

ist eine karolingische Minuskel. Diese entstand vor über 1200

Jahren im frühen Mittelalter und war so gut lesbar, dass man sie bald

überall verwendet hat - zumindest für ein paar Jahrhunderte. Zuvor gab es

eine Vielfalt unterschiedlicher lateinischer Schriftarten und auch

nach der karolingischen Minuskel entstanden wieder neue Schriften.

Das hier zum Beispiel ist eine Bastarda aus dem fünfzehnten

Jahrhundert mit sehr vielen Abkürzungen und Ligaturen.

Ihr könnt euch vorstellen, dass die Leute das auch bald nicht mehr

lesen konnten oder wollten und deshalb hat man dann in der Renaissance

wieder auf die karolingische Schrift zurückgegriffen, die nach der

Erfindung des modernen Buchdrucks die Vorlage für unsere heutige

Druckschrift wurde.

Ihr schreibt doch auch alle Messages am Handy, oder?

Und dabei benutzt ihr bestimmt auch viele Abkürzungen, wie l o l oder o m g?

Tja, das habt ihr nicht erfunden. Das hat man im Mittelalter schon genauso gemacht.

Das hier zum Beispiel ist die Abkürzung für Apostolorum. Hier

für spiritu sanctu. Das Und-Zeichen wird heute noch genauso verwendet.

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